Erik Bulatov
Kunst bedeutet Freiheit
Der russische Maler Erik Bulatov befand sich in der Sowjetunion in einer völligen
künstlerischen Isolation. Durch den eisernen Vorhang war er von jeder westlichen
Entwicklung in der Gegenwartskunst getrennt. Auch im Inland war ein Austausch
mit Kritikern und Publikum unmöglich, da Bulatov sich nicht vom staatlich
verordneten Kunst-Kanon vereinnahmen ließ und deshalb auf der offiziellen
Ebene nicht existierte. In diesem intellektuellen Vakuum entwickelte Bulatov,
der sich seinen Lebensunterhalt als Kinderbuchillustrator verdiente, seine eigene
Bildsprache, in der er den Sozialistischen Realismus wie auch den russischen Konstruktivismus
kritisch verarbeitete.
Um eine Möglichkeit für oppositionelle Künstler zu schaffen, ihre
Arbeiten zu präsentieren, gründete Bulatov gemeinsam mit Kollegen wie
Ilya Kabakov und Oleg Vassiliev in den 1960er-Jahren die "Sretensky Boulevard
Gruppe", aus der später die "Moskauer Konzeptualisten" hervorgingen.
Doch früh bekam er die Staatsmacht zu spüren: 1965 wurde eine der ersten
Ausstellungen, an der er in Moskau teilnahm, nach nur einer Stunde wieder geschlossen
und verboten. Auch aufgrund dieser Erfahrung setzt Bulatov auf die befreiende
Kraft der Kunst: "Es ist immer meine Überzeugung gewesen, dass die Sphäre
der Gesellschaft Grenzen hat und der Weg zur Freiheit nur über die Sphäre
der Kunst führt, der jenseits dieser Grenzen liegt. Sicherlich weiß
ich, dass dies nicht der universelle Weg ist - für mich war es aber immer
der einzig mögliche."
Erik Bulatov wurde 1933 in Swerdlowsk/Ural geboren. Er studierte an der Moskauer
Kunstschule und am Surikov Kunstinstitut in Moskau, an dem er 1958 auch seinen
Abschluss machte. Erik Bulatov zählt heute zu den wichtigsten zeitgenössischen
Künstlern Russlands. 2008 wurde er zum Ehrenmitglied der Russischen Akademie
der Kunst ernannt, er lebt und arbeitet in Paris. Einzelausstellungen wurden ihm
unter anderem im Musée des Beaux-Arts de la Ville de Paris und im Centre
Pompidou, in der Moskauer Tretjakow Galerie und der Kestnergesellschaft in Hannover
ausgerichtet.