Pablo Picassos berühmte Werke: Meilensteine der Kunstgeschichte

Pablo Picassos berühmte Werke: Meilensteine der Kunstgeschichte

18.04.24
ars mundi

Der spanische Maler, Grafiker und Bildhauer Pablo Picasso (1881-1973) hat die Kunst des 20. Jahrhunderts geprägt wie kein anderer. Er schuf einige der bedeutendsten Werke der Kunstgeschichte. Berühmte Bilder von Picasso sind etwa "Guernica", "Les Demoiselles d´Avignon" oder "Kind mit Taube". Sein Name ist zum Inbegriff des Aufbruchs und der Innovation in der Kunst der Moderne geworden.

Inhaltsverzeichnis

  1. Pablo Picasso entwickelte seine Kunst in mehreren Phasen weiter
  2. Die "Blaue Periode" - Neubeginn für Picasso und die Malerei
  3. Die "Rosa Periode": die Rückkehr der Farbigkeit
  4. Picasso ließ sich auch von Kunst aus Afrika inspirieren
  5. Analytischer und synthetischer Kubismus: geometrische Formen als Bausteine der Gemälde
  6. Picassos berühmteste Werke

Grundsätzlich war Picasso der gegenständlichen Malerei verbunden und arbeitete in traditionellen Bildthemen und Genres. Doch er hatte nie das Ziel, in seinen Gemälden die Bildgegenstände so naturgetreu wie möglich nachzuahmen. Vielmehr begab er sich in seinen Werken auf die Suche nach dem Wesen und dem Charakter seiner Motive. Dafür entwickelte er eine völlig neue Formensprache, bei der er sich auch von den traditionellen Konventionen der Bildkomposition und der Perspektive verabschiedete.

Die bahnbrechende Neuformulierung der gestalterischen Regeln sowie seine individuelle Bildsprache gipfelten in der Entwicklung des Kubismus. Gemeinsam mit Georges Braque machte er geometrische Formen zum Vokabular der Malerei. Damit revolutionierten die beiden Maler nicht nur die zeitgenössische Kunst, sondern bereiteten auch maßgeblich der Abstraktion den Weg.

Aber auch viele andere Kunststile und -techniken der folgenden Jahrzehnte bezogen sich auf Picassos Ideen, etwa der Dadaismus, der Surrealismus, der Konstruktivismus sowie Collagen, Ready-mades und Objektkunst. Künstlergenerationen bis ins 21. Jahrhundert hinein nennen ihn als zentrale Quelle der Inspiration. Nicht nur deshalb ist auch über 50 Jahre nach Picassos Tod sein Name in der Kunstwelt dauerhaft präsent. Seine Werke sind in allen wichtigen Kunstinstitutionen der Welt vertreten und werden regelmäßig in Ausstellungen gezeigt. Außerdem machen berühmte Bilder von Picasso immer wieder Schlagzeilen, wenn sie etwa bei Auktionen für Höchstgebote versteigert werden.

Gleich fünf Museen sind nach Picasso benannt - in Barcelona, Paris, Málaga, Münster und an der Côte d’Azur.


Pablo Picasso entwickelte seine Kunst in mehreren Phasen weiter

Pablo Picasso hatte sich in seiner rund 70 Jahre dauernden Karriere stets stilistisch weiterentwickelt. Im Rückblick auf sein Gesamtwerk lassen sich seine Arbeiten in mehrere große Epochen einteilen. In jeder seiner Werkphasen konzentrierte er sich auf bestimmte formale Merkmale und gestalterische Mittel. Die

  • "Blaue Periode",
  • die "Rosa Periode",
  • die "Afrikanische Periode" sowie
  • der "Analytische" und
  • der "Synthetische Kubismus"

gelten heute als diejenigen Phasen, in denen er bedeutende Fortschritte in der Bildgestaltung machte.

Die "Blaue Periode" - Neubeginn für Picasso und die Malerei

Als "Blaue Periode" wird heute die Phase bezeichnet, in der Picasso seine ersten Schritte in Richtung einer eigenständigen Bildsprache machte. Sie wird etwa auf den Zeitraum von 1901 bis 1904 eingegrenzt.

1897 hatte er die Kunstakademie in Barcelona verlassen. Schon bald begann er sich vom akademischen Malstil zu entfremden und entwickelte seine künstlerische Individualität. Zu seinen Vorbildern am Anfang des 20. Jahrhunderts zählten Maler wie Henri de Toulouse-Lautrec, Edgar Degas, Paul Cézanne oder Auguste Rodin. Unter diesem Einfluss war Picassos Stil noch erkennbar figürlich und ließ viele Merkmale des Impressionismus und Post-Impressionismus erkennen.

Der Name "Blaue Periode" hat seinen Ursprung in der Farbpalette, die Picasso in dieser Zeit verwendete. Er arbeitete vorwiegend mit kühlen Farben, zum Beispiel verschiedenen Blautönen, Grau, Schwarz und Weiß.


Inhaltlich setzte sich Pablo Picasso mit Themen wie Melancholie, Trauer, Tod und Angst auseinander. Als Protagonisten in seinen Bildern wählte er häufig ausgegrenzte, einsame oder verzweifelte Menschen. Wie Picasso Jahrzehnte später offenbarte, verarbeitete er in dieser Phase die Trauer um seinen Freund Carlos Casagemas, der 1901 Suizid begangen hatte. Bekannteste Werke von Picasso aus dieser Phase sind

    • "La Vie",
    • "Der alte Gitarrenspieler",
    • "Das Blaue Zimmer" oder
    • "La Soupe".

Picassos berühmte Werke aus der "Rosa Periode": die Rückkehr der Farbigkeit

Ab ca. 1905 hellten sich die Farben und die Atmosphäre von Picassos Werken allmählich wieder auf. Er war gerade nach Paris umgezogen und fand in der französischen Kunstmetropole viele neue Inspirationen. Einen großen thematischen Schwerpunkt bildete in dieser Zeit für ihn die Welt des Zirkus'.

In zahlreichen berühmten Gemälden widmete sich Picasso den Clowns, Gauklern, Akrobaten und Jongleuren. Die Grundstimmung in seinen Bildern wurde deutlich freundlicher und die Farbpalette wieder heller. An die Stelle von gedeckten und kühlen Farben traten nun vor allem Rosa sowie weitere Pastelltöne. Aber auch bei der Formgebung und Bildgestaltung entwickelte sich Picasso weiter. Er begann, mit immer größeren Flächen und schärferen Konturen zu arbeiten und nach und nach die Bilddetails zu reduzieren.

Den Höhepunkt der "Rosa Periode" bildetet "Les Demoiselles d’Avignon" aus dem Jahr 1907, das heute als Meilenstein des frühen Kubismus gilt. Zugleich markierte es das Ende der "Rosa Periode".


Picasso ließ sich auch von Kunst aus Afrika inspirieren

Am Beginn des 20. Jahrhunderts stand Europa immer noch im Zeichen des Kolonialismus. In dessen Zuge wurden viele Kunst- und Kulturgüter aus Afrika in europäische Länder verbracht und in Ausstellungen gezeigt. Auf diesem Wege kam auch Picasso in den Kontakt mit der Kunst Afrikas.

Es soll der Maler Henri Matisse gewesen sein, der ihm 1906 zum ersten Mal Kunstwerke aus dem Kongo gezeigt hatte. Picasso war von der exotischen Formgebung und Ästhetik sehr fasziniert. Nach eigener Aussage habe er unmittelbar die "Magie" gespürt, die von den Exponaten ausging. Wiederholt besuchte er Ausstellungen im Pariser "Musée d’Ethnographie du Trocadéro" und begann auch selbst, afrikanische Masken und Skulpturen zu sammeln.

Die neuen Impulse wirkten sich auch auf seine eigene künstlerische Arbeit aus und er übernahm viele Elemente der Ästhetik der afrikanischen Kunstwerke. Insbesondere seine Darstellungen von Köpfen und Gesichtern aus dieser Zeit weisen deutliche Parallelen zu der Formgebung von Stammesmasken auf.

Analytischer und synthetischer Kubismus: geometrische Formen als Bausteine der Gemälde

Viele Elemente von Picassos "afrikanischer Phase" fanden sich auch im Kubismus wieder, den Picasso gemeinsam mit Georges Braque entwickeln sollte. Picasso und Braque lernten sich 1907 in Paris kennen. Unabhängig voneinander hatten sie zu diesem Zeitpunkt bereits sehr ähnliche Gestaltungsmerkmale entwickelt. Diese arbeiteten sie in einer viele Jahre andauernden Kooperation weiter aus.

Ihre Zusammenarbeit wird heute als "Analytischer Kubismus" bezeichnet. In dieser Phase dekonstruierten Picasso und Braque ihre Bildgegenstände und reduzierten sie auf ihre Grundformen. Die Bildobjekte stellten sie in Fragmenten und mittels geometrischer Formen dar. Außerdem entfernten sie sich von den traditionellen Formen der Bildkomposition. Vor allem hinterfragten sie den Lichteinfall und die räumliche Tiefe. Stattdessen entwickelten sie neue Darstellungsweisen, die es ihnen ermöglichte, mehrere Blickwinkel auf ein Objekt gleichzeitig zu zeigen.

Zudem reduzierten sie nach und nach ihre Farbpalette. Sie arbeiteten nun vorwiegend mit gedeckten Farbtönen wie Braun, Grau, Beige, Blau oder Schwarz. Ab etwa 1912 entwickelte sich als Variante des Analytischen Kubismus der "Synthetische Kubismus". Auch daran hatte Picasso bedeutenden Anteil.

"Synthetische Kubismus": Der wesentliche Unterschied zum Analytischen Kubismus bestand darin, dass der Prozess der Bildgestaltung umgekehrt wurde. Anstatt die Bildgegenstände in Grundstrukturen zu zerlegen, komponierten die Künstler nun die Motive aus abstrakten Formen. Die Konturen der Bildobjekte wurden schärfer, die Farbpalette wieder größer und damit auch die Kontraste.


Die Künstler entwickelten nicht nur den Prozess der Bildkomposition weiter. Sie begannen auch, mit neuen Materialien und Techniken zu arbeiten. So fügten sie ihren Gemälden verschiedene Gegenstände hinzu und beklebten die Leinwand zum Beispiel mit Papier, Textilien, Glas, Metall oder Holz. Damit bereitete der Synthetische Kubismus anderen Techniken des 20. Jahrhunderts wie Collage, Ready-made und Objektkunst den Weg.

Picassos berühmteste Werke

Das Gesamtwerk von Pablo Picasso soll etwa 50.000 Arbeiten umfassen. Einige davon zählen heute zu den wichtigsten Kunstwerken aller Zeiten. Unter diesen Picassos berühmtestes Werk auszumachen, ist nahezu unmöglich. Er schuf eine ganze Reihe an berühmten Gemälden, die von großer Bedeutung für die Kunstgeschichte sind.

Les Demoiselles d’Avignon (1907)

Zu Picassos wichtigsten Werken zählt ohne Zweifel sein Gemälde "Les Demoiselles d’Avignon". Es gilt als ein Meilenstein der Kunstgeschichte, da Picasso hier erstmals und konsequent mit den traditionellen und üblichen Standards der Malerei brach. Erkennbar arbeitete er hier mit den Stilmerkmalen des Kubismus. Er reduzierte die Bildgegenstände auf vereinfachte Formen und setzte die traditionelle Lichtführung und Bildperspektive außer Kraft. Außerdem sind die Einflüsse afrikanischer Kunst offensichtlich. Das ca. 2,40 mal 2,30 Meter große Werke soll Picasso mit über 800 Vorstudien vorbereitet haben. Heute hängt es im Museum of Modern Art in New York.

Guernica (1937)

Zu den beeindruckendsten und emotionalsten Werken Picassos zählt "Guernica". In diesem ca. 3,50 mal 7,80 Meter großem Gemälde thematisierte er die Zerstörung der Stadt Guernika im Spanischen Bürgerkrieg. 1937 hatten deutsche und italienische Kampfflugzeuge den Ort im Baskenland angegriffen. Das monumentale Werk wurde erstmals im spanischen Pavillon auf der Weltausstellung 1937 ausgestellt. Heute befindet es sich im Museo Reina Sofía in Madrid. Es gilt als Schlüsselwerk des Kubismus, aber auch als kraftvolles Statement gegen den Krieg.

Kind mit Taube (1901)

Mit "Kind mit Taube" hatte Picasso eines seiner heute berühmtesten Werke bereits am Anfang seiner Karriere gemalt. Es markiert den Übergang von seinem frühen, noch vom Impressionismus inspirierten Stil, zu seiner Blauen Periode. Sowohl bei den Proportionen als auch bei der Bildkomposition orientierte sich Picasso noch sehr an traditionellen Mustern. Von seiner abstrahierenden, kubistischen Bildsprache, die ihn später berühmt machen sollte, war er hier noch deutlich entfernt. Dennoch gehört dieses Gemälde zu seinen populärsten Arbeiten. Das Motiv eines Kindes, das vorsichtig eine Taube hält, ist zu einem Sinnbild für Empathie und Sensibilität geworden.

Friedenstaube (1961)

Berühmte Bilder von Picasso gibt es viele - doch nur dieses erlangte Bekanntheit und Popularität weit über die Kunstwelt hinaus. Picassos Friedenstaube mit einem Ölzweig im Schnabel wurde zum universellen Symbol des Friedens auf der ganzen Welt. Die zugrundeliegende Lithografie aus dem Jahr 1961 erschien anlässlich eines Friedenskongresses in Stockholm. Bei dieser handelte es sich allerdings nicht um Picassos erste Version einer Friedenstaube. Bereits 1949 warb eine von ihm gemalte weiße Taube auf einem Plakat für den "Weltkongress der Kämpfer für den Frieden" in Paris. Auch für viele der folgenden Friedenskongresse schuf Picasso jeweils eine neue Variante der weißen Taube.

Porträt von Dora Maar (1937)

Das Verhältnis von Pablo Picasso zu Frauen muss wohl - vorsichtig formuliert - als komplex bezeichnet werden. Er war zweimal verheiratet und hatte in seiner Karriere verschiedene Musen und Liebschaften. In der Kunstgeschichte widmen sich zahlreiche Beiträge ausschließlich diesem Aspekt seiner Biografie. Zugleich machen Bildnisse von Frauen aber auch einen wichtigen Teil seines Gesamtwerks aus. Gleich mehrfach hatte er die Malerin und Fotografin Dora Maar porträtiert. Maar war nicht nur sein Modell, sondern auch neun Jahre lang seine Geliebte. Das Gemälde "Porträt von Dora Maar" aus dem Jahr 1937 gehört heute zu den bekanntesten Werken von Picasso.

Femme à la montre (1932)

Mit "Femme à la montre" zählt ein weiteres Frauenbildnis zu Picassos berühmten Werken. Picasso hatte das französische Model Marie-Thérèse Walter Ende der 1920er-Jahre kennengelernt. Sie saß für ihn aber nicht nur Modell, sondern war auch seine Geliebte und spätere Mutter seiner Tochter Maya. Picasso porträtierte Marie-Thérèse gleich in mehreren Werken. Die Version aus dem Jahr 1932 mit dem Titel "Femme à la montre" wurde 2023 für fast 140 Millionen Dollar versteigert.

Les femmes d'Alger (1955)

"Les femmes d'Alger" bezeichnet eine ganze Serie von 15 Ölgemälden sowie über 100 Zeichnungen und Druckgrafiken, die Picasso zwischen 1954 und 1955 geschaffen hatte. Er ließ sich hierbei von Eugène Delacroixʼ Werk "Die Frauen von Algier" inspirieren. Picasso kopierte die Vorlage aber nicht, sondern verfremdete sie zum Teil erheblich. In dieser Bilderreihe lotete er erschöpfend die gestalterischen Möglichkeiten der Malerei aus. Das bekannteste Werk aus der Serie ist ein als "Version O" bezeichnetes Exemplar. Es wurde 2015 bei Christie's in New York für 179,4 Millionen Dollar versteigert und ist damit die teuerste öffentlich verkaufte Arbeit Picassos.

Sie möchten mehr über Picasso erfahren? Lesen Sie unsere Blogbeiträge zur Entwicklung des Kubismus oder über Pablo Picassos Frauen.