Von Dürer bis Katz – berühmte Künstlerinnen und Künstler der Landschaftsmalerei
Natur und Architektur faszinieren und inspirieren die Malerinnen und Maler bereits seit der Renaissance. Über die Jahrhunderte hat sich die Landschaftsmalerei zu einem vielfältigen Genre mit sehr unterschiedlichen Motiven entwickelt. Natürliche Landschaften wie Berge, Wälder oder Felder gehören ebenso dazu wie Parkanlagen oder Gärten. Auch Seestücke, zum Beispiel das Meer, Strandszenen, Häfen oder Seen fallen unter dieses Genre.
Aber auch von Menschen geschaffene Kulturlandschaften, wie Städte und Dörfer sowie einzelne Bauwerke wie Kirchen, Schlösser oder Fabriken zählen dazu. Menschen hingegen spielen keine oder eine sehr untergeordnete Rolle. Einzelne Personen oder kleine Gesellschaften dienen bestenfalls als Staffage, um die Natur und Gebäude zu ergänzen.
Das Genre der Landschaftsmalerei hat sich über die Jahrhunderte stets weiterentwickelt, wobei jede Epoche ihre eigenen Interpretationen fand. Malerinnen und Maler aus allen Stilen haben Landschaftsgemälde in ihrem Portfolio. Bekannte Landschaftsmaler sind zum Beispiel Albrecht Dürer, Caspar David Friedrich, Claude Monet, Edvard Munch, Gabriele Münter und Alex Katz.
Die Entwicklung der Landschaftsmalerei und ihre Künstler und Künstlerinnen
Bis sich die Landschaft in Europa als eigenständiges Genre etabliert hatte, brauchte es allerdings etwas Zeit: Die Geschichte der Landschaftsmalerei beginnt in der Antike. Aus dem Römischen Reich und dem alten Griechenland sind Wandmalereien bekannt, in denen Pflanzen sowie Topografien dargestellt sind. Darüber hinaus dienten die Landschaftsdarstellungen in der Malerei aber lange Zeit ausschließlich als Rahmen bzw. Hintergrund bei Szenen, in denen Personen im Mittelpunkt standen.
Erst im 15. Jahrhundert begannen einige Malerinnen und Maler, sich in ihren Gemälden einzig und allein auf die Natur und die Architektur zu konzentrieren. Bedeutende Fortschritte hin zum selbstständigen Bildthema machte die Landschaftsmalerei ab dem 17. Jahrhundert. In der Epoche der Romantik machten die Kunstschaffenden die Landschaft zum Spiegel ihres Seelenlebens. Sie malten dramatische und opulente Szenen, in denen sie die Natur symbolisch aufluden. Berühmte Künstler der Landschaftsmalerei dieser Zeit waren zum Beispiel William Turner, Caspar David Friedrich und John Constable.
Auch im Impressionismus des 19. Jahrhunderts blieben die Landschaften beliebte Bildthemen. Die Impressionistinnen und Impressionisten hatten sich zum Ziel gesetzt, die Atmosphäre eines Moments in ihren Werken wiederzugeben. Eine besondere Bedeutung maßen sie dabei den Lichtverhältnissen zu. In der Landschaftsmalerei zelebrierten sie förmlich das stimmungsvolle Wechselspiel von Licht und Farben in der Natur. |
Am Beginn des 20. Jahrhunderts blieb das Interesse an der Landschaftsmalerei hoch. Unter den Expressionistinnen und Expressionisten waren viele berühmte Landschaftsmaler wie Emil Nolde, Franz Marc, Ernst Ludwig Kirchner oder Paula Modersohn-Becker.
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich die Abstraktion in der Malerei durch. Bei dieser spielten konkrete Bildgegenstände keine Rolle mehr, sodass auch die Landschaftsmalerei kurzfristig etwas an Bedeutung verlor. Auch in der Pop-Art waren Landschaftsdarstellungen eher selten. In der zeitgenössischen Kunst aber gehören sie wieder zum festen Repertoire vieler Malerinnen und Maler.
Sechs berühmte Künstler der Landschaftsmalerei
Von der Renaissance über die Romantik bis hin zur Moderne und Gegenwart - die Landschaftsmalerei hat zahlreiche bedeutende Namen hervorgebracht. Wir stellen Ihnen sechs berühmte Landschaftsmaler vor und beleuchten dabei die einzigartigen Aspekte ihres malerischen Ausdrucks.
Albrecht Dürer: Wegbereiter der europäischen Landschaftsmalerei
Zu den Pionieren der Landschaftsmalerei in Europa gehörte der Renaissance-Künstler Albrecht Dürer (1471-1528). Der deutsche Maler, Zeichner und Kupferstecher ist heute vor allem für seine höchst detaillierten Studien von Tieren und Pflanzen sowie realistischen Porträts bekannt. Zu seinen berühmtesten Werken zählen "Die betenden Hände" und "Feldhase".
Er war aber auch ein bekannter Landschaftsmaler und widmete sich intensiv der Darstellung von Natur und Architektur. Bereits bei seinen Porträts legte er viel Wert darauf, die Landschaft im Hintergrund sehr realistisch abzubilden. Selbst wenn es sich dabei nur um kleine Bildausschnitte handelte, arbeitete er hier höchst akribisch - so zum Beispiel in seinem "Selbstporträt im Alter von 26 Jahren" aus dem Jahr 1498.
Inspiriert von zahlreichen Reisen durch Deutschland und Europa fertigte Dürer aber immer häufiger auch Gemälde und Kupferstiche an, die ausschließlich Landschaften zeigen. Einen Schwerpunkt bilden dabei Städteansichten und einzelne Bauwerke, zum Beispiel
- "Hof der Burg zu Innsbruck" (ca. 1495),
- "Trient, von Norden gesehen" (1495) oder
- "Ansicht der Burg von Trient".
Er schuf auch reine Naturszenen wie "Weiher im Wald" (ca. 1495) oder "Die Weidenmühle" (ca. 1506). Dürers Landschaftsmalerei ist heute vielleicht nicht so bekannt wie viele andere seiner Werke, doch sein Pioniergeist bei diesem Genre erwies sich für die Kunstgeschichte als sehr bedeutsam.
Höhepunkt der Romantik: der bekannte Landschaftsmaler Caspar David Friedrich
Die Gemälde des deutschen Malers Caspar David Friedrich (1774-1840) sind zum Inbegriff der Malerei der Romantik geworden. Seine Landschaftsgemälde zeichnen sich durch eine große Detailgenauigkeit und eine zugleich atemberaubende Atmosphäre aus. Friedrich vermochte es, das Gedankengut seiner Epoche unmittelbar in seinen Werken zum Ausdruck zu bringen. Seine Werke erzählen von Spiritualität und Mystik, aber auch Melancholie und Sehnsucht.
Der berühmte Künstler der Landschaftsmalerei trug aber auch bedeutend zur Weiterentwicklung des Genres bei. Er malte zahlreiche reine Landschaftsgemälde, wie
- "Das Eismeer",
- "Der Morgen" oder
- "Der Watzmann".
Heute ist er aber vor allem für seine Eigenart bekannt, Menschen in die Naturszenen einzufügen, diese aber in einer Rücken- oder Seitenansicht zu zeigen. Auf diese Weise lenken die Personen nie von der Landschaft ab. Beste Beispiele sind
- der berühmte "Wanderer über dem Nebelmeer",
- "Kreidefelsen auf Rügen" oder
- "Zwei Männer in Betrachtung des Mondes".
Der berühmte Landschaftsmaler brach aber auch ganz konkret mit einigen Traditionen dieses Genres. Seinen größten Tabubruch beging er 1808 mit seinem "Tetschener Altar". Er hatte es sich erlaubt, ein religiöses Motiv - in diesem Fall das Kruzifix - in ein Landschaftsgemälde zu integrieren. Außerdem hatte er das christliche Symbol sehr klein dargestellt und damit zur Staffage degradiert.
Friedrich wich aber noch weiter von der konventionellen Landschaftsmalerei ab. So zeigen seine Gemälde keine realen Landschaften, sondern fiktive Kompositionen von Motiven aus verschiedenen Regionen.
Claude Monet: Landschaftsimpressionen voller Licht und Farbe
Mit dem Impressionismus im 19. Jahrhundert wurde insbesondere für die Landschaftsmalerei ein völlig neues Kapitel aufgeschlagen. In dieser Epoche ließen die Künstlerinnen und Künstler viele übliche Konventionen der Malerei hinter sich. Sie strebten nicht mehr nach einer möglichst realistischen Darstellung der Bildobjekte. Vielmehr wollten sie ihre Wahrnehmung und die Atmosphäre des Augenblicks in ihren Gemälden festhalten.
Besonderes Augenmerk richteten sie darauf, wie das Licht die Szene ausleuchtet und wie es von den Bildgegenständen reflektiert wird. Für eine solche Form der Darstellungen boten sich die Landschaften als Motive förmlich an. Viele Künstlerinnen und Künstler der Landschaftsmalerei stammen aus dieser Epoche.
Einige Kunstschaffende des Impressionismus suchten die Nähe zur Landschaft auch im wortwörtlichen Sinne. Sie gingen mit ihrer Staffelei raus in die Natur und malten ihre Motive direkt unter freiem Himmel. |
Ein wichtiger Vertreter des Impressionismus und berühmter Künstler der Landschaftsmalerei war Claude Monet (1840-1926). Neben Camille Pissarro, Édouard Manet und Edgar Degas hatte er als Pionier dieses Stils bedeutend an seiner Entwicklung mitgewirkt. Er schuf zahlreiche, heute weltberühmte Werke dieses Genres. Dazu zählen weitläufige Panoramen wie
- "Das Mohnfeld bei Argenteuil",
- "Impression, Sonnenaufgang" und
- "Landschaft auf Saint-Martin".
Er malte aber auch kleinere Bildausschnitte von Landschaften wie "Strohschober im Sonnenlicht", "Die japanische Brücke im Garten von Giverny" oder zahlreiche Varianten von Seerosen.
Edvard Munch: der berühmte Landschaftsmaler aus Norwegen
Einem großen Publikum ist Edvard Munch (1863-1944) vor allem wegen seines Gemäldes "Der Schrei" ein Begriff. Er war aber darüber hinaus auch ein bedeutender Künstler der Landschaftsmalerei.
Munch gilt als einer der ersten Maler, die bereits im 19. Jahrhundert begannen, mit der Tradition des Naturalismus zu brechen. Anstatt in seinen Gemälden die Welt nur abbilden zu wollen, machte er sie zu Vehikeln für seine Emotionen und Spiegel seines Seelenzustands. |
In Munchs Bildern standen die Bildobjekte nicht mehr nur für sich selbst, sondern waren symbolisch aufgeladen. Dafür entwickelte er eine individuelle Bildsprache und löste sich vom realistischen Malstil. Er vereinfachte die gesamte Bildkomposition, reduzierte die Details der Bildgegenstände und arbeitete mit wenigen, aber sehr kraftvollen Farben. Zu seinen bedeutenden Landschaftsgemälden gehören
- "Mädchengruppe auf einer Brücke" (1902),
- "Der Garten in Asgardstrand" (1905),
- "Allee im Schneegestöber" (1906),
- "Winterlandschaft" (1915) und
- "Apfelbaum" (1921).
Mit seiner innovativen Technik gilt Munch als Wegbereiter der expressionistischen Malerei und wichtiger Maler der klassischen Moderne. Er wurde ein Vorbild für viele andere Künstlerinnen und Künstler der Landschaftsmalerei nach ihm.
Gabriele Münter: Schlüsselfigur des Expressionismus
Gabriele Münter (1877-1962) zählt zu den wichtigsten Persönlichkeiten des Expressionismus am Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Malerin hatte eine aktive Rolle bei der Entwicklung der Avantgarde in Deutschland. Bereits 1909 schloss sie sich der "Neuen Künstlervereinigung München" an. 1911 verließ sie diese wieder und organisierte gemeinsam mit Wassily Kandinsky und Franz Marc die legendäre "Erste Ausstellung der Redaktion Der Blaue Reiter". Auch am parallel erschienenen Almanach arbeitete sie mit. In den Folgejahren organisierte sie selbstständig weitere Ausstellungen zeitgenössischer Kunst.
Gabriele Münter hatte sich schon früh von der traditionellen Malerei verabschiedet. Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch viele Künstlerinnen und Künstler der Landschaftsmalerei versuchten, der Natur möglichst nahezukommen, entwickelte sie bereits eine frühe Form der expressionistischen Malerei. Dabei ließ sie die Detailtreue hinter den künstlerischen Ausdruck zurücktreten. Münter reduzierte die Bildgegenstände mehr und mehr auf ihre essenziellen Merkmale. Sie arbeitete vorwiegend mit einfarbigen Flächen, die sie mit klaren Konturen voneinander abgrenzte. Werke wie
- "Wind und Wolken" (1910),
- "Staffelsee" (1936),
- "Drei Häuser im Schnee" (1933),
- "Der blaue See" (1934) oder
- "Blick aufs Gebirge" (1934)
faszinieren durch ihre Klarheit und ihre Ausdruckskraft.
Berühmter Maler der Landschaftsmalerei: Alex Katz, der Minimalist
Mitte des 20. Jahrhunderts hatte die Landschaftsmalerei etwas an Popularität eingebüßt. In dieser Phase gewannen abstrakte Malstile an Bedeutung, in denen die konkreten Bildgegenstände keine Rolle mehr spielten. Doch der amerikanische Maler Alex Katz, Jahrgang 1927, hielt entgegen allen Trends an der figürlichen Malerei - und damit auch an der Landschaftsmalerei - fest. Der aus Brooklyn, New York stammende Künstler entwickelte eine zeitgemäße gegenständliche Bildsprache.
Das Markenzeichen von Katz` Malerei ist ein bisweilen ins Extreme getriebener Minimalismus. Er beschränkt sich bei den Bildszenen oft auf nur wenige Objekte. Diese stellt er meist stark stilisiert und in kräftigen Kontrasten zueinander dar. |
Auch seine Landschaftsgemälde komponiert er bisweilen nur aus einem monochromen Hintergrund und zwei oder drei Baumstämmen, zum Beispiel in "Gold and Black II". Für nächtliche Ansichten von Städten und Häusern hingegen benötigt er nur die erleuchteten Fenster und die Schemen von Gebäuden ("Night House 1").
Seine elegante Bildordnung machte Alex Katz zu einem berühmten Künstler der Landschaftsmalerei und einen der wichtigsten amerikanischen Maler des 20. und 21. Jahrhunderts. Wegen seiner minimalistischen Bildsprache gilt er zudem als maßgeblicher Wegbereiter der Pop-Art.