Malerei und Bildhauerei

Malerei und Bildhauerei

17/02/2022
ars mundi

Für Michelangelo war es noch selbstverständlich, Maler und Bildhauer zugleich zu sein, er gilt bis heute in beiden Kunstformen als eines der größten Genies. Für die Künstler späterer Zeiten sollte sich das ändern. Sie waren das eine oder das andere, und die Kunsthochschulen und Akademien hielten in ihren Klassen die Disziplinen streng getrennt. Erst im zwanzigsten Jahrhundert wurde es wieder selbstverständlich, sowohl auf Leinwand und Papier als auch in der dritten Dimension zu arbeiten. Es ist geradezu eines der Kennzeichen der Moderne, dass sich Maler wie Picasso, Beckmann, Immendorff, Lüpertz und Chagall mit Begeisterung auf das Experiment mit Ton, Holz und Metall einließen und damit auch der Bildhauerei neue Impulse verliehen.

Renoirs "Mutter mit Kind" aus dem Jahr 1916 ist ein frühes Beispiel für diesen Aufbruch. Es orientiert sich noch stark an der Arbeit Renoirs als Maler und Zeichner; das Motiv entstammt einem alten Skizzenblock. Und doch ist das Werk, bereits von der akademischen Bildhauerei seiner Zeit abgerückt. Es zeigt den Beginn einer Suche nach neuen Ausdrucksformen, die die nächstfolgende Künstlergeneration zu gänzlich neuen Perspektiven führen sollte - und es ist ein sehr persönliches Objekt, zeigt es doch seine im Jahr zuvor verstorbene Frau Aline mit seinem erstgeborenem Sohn Pierre.