Die Kunst des Mittelalters: eine Epoche der spirituellen Schöpfung

Die Kunst des Mittelalters: eine Epoche der spirituellen Schöpfung

07.09.23
ars mundi

Die zwischen dem 5. Jahrhundert bis zum 15. Jahrhundert in Europa entstandene Kunst zählt zu der Kunst des Mittelalters. In dieser Zeit verschmolzen Kreativität und religiöser Glaube zu atemberaubenden Kunstwerken, die bis heute bewundert werden.

Im Zeichen der Religion

Nach dem Untergang des Römischen Reichs gewann die katholische Kirche an Einfluss und wurde schließlich zur dominierenden Religion in Europa. Sie zählte somit fortan zum festen Bestandteil der europäischen Kultur. Künstlerische Ausdrucksformen wie Malerei, Skulptur, Architektur und Buchmalerei dienten dazu, die vom Feudalismus geprägte Gesellschaft und ihre tiefe Verbindung zur Religion widerzuspiegeln. So wurden durch die Kunst im Mittelalter beispielsweise biblische Geschichten erzählt und die christliche Lehre verbreitet.

Die Kunstwerke dieser Zeit, darunter Geschichten aus dem Leben Christi, schmückten nicht nur die Kirchenwände, sondern fanden sich auch in prachtvoll illustrierten Büchern, auf Altarbildern und religiösen Skulpturen wieder. Die Hauptförderer dieser Kunstwerke waren nicht Privatpersonen, sondern die katholische Kirche und die herrschenden Adligen und Geistlichen. Durch die Künstler und Künstlerinnen wurde der Glaube lebendig und die Menschen erkannten, dass Kunst nicht nur schön anzuschauen ist, sondern auch eine Quelle der Inspiration und Erleuchtung sein kann.

Die Entwicklung der mittelalterlichen Kunst

Die Kunst des Mittelalters entwickelte sich kontinuierlich über Jahrhunderte hinweg und brachte verschiedene Epochen hervor. Darunter die Romanik und die Gotik, die zwar regionale Unterschiede aufwiesen, jedoch die kulturelle Vielfalt und den künstlerischen Reichtum des gesamten Mittelalters prägten. Trotz der Unterschiede in den einzelnen Epochen gab es ein konstantes Merkmal in der mittelalterlichen Kunst: Die Verwendung kostbarer Materialien, wie zum Beispiel Gold, das für Mosaike oder Tafelbilder vielfach eingesetzt wurde. Es war nicht selten, dass mehr Mittel für Materialien aufgewendet wurden als für die Bezahlung der Künstler und Künstlerinnen.

Die Romanik

Die romanische Kunst entwickelte sich etwa vom 10. bis zum Aufkommen der Gotik im 12. Jahrhundert. Aufgrund der weiten Verbreitung der Romanik wurde der Stil zum ersten mittelalterlichen Stil, der in ganz Europa zu finden ist, wenn auch mit regionalen Unterschieden. Die romanische Architektur war geprägt von massiven, wuchtigen Bauwerken mit kleinen Fenstern und dicken Mauern. Der Rundbogen ist zudem eines der prägendsten Stilmerkmale der romanischen Bauten. Die romanische Bildhauerei und Malerei waren ausdrucksstark und legten besonderen Wert auf religiöse Ikonografie.

In der Malerei wurde Christus als Weltherrscher dargestellt, wobei auf räumliche Tiefe verzichtet und die Hintergründe einfach gehalten wurden. Mit dem Ende der Romanik begann die stark zunehmende Betonung der Jungfrau Maria in der Kunst, die in der Gotik ihren vollen Umfang erreichen sollte.

Die Gotik

Die gotische Kunst tauchte im 12. Jahrhundert auf und führte in der Malerei die Technik der Perspektive ein, was zu realistischeren Darstellungen führte. Die Anordnung, Proportionierung und Farbgebung dienten der religiösen Symbolik. Neben den bereits in der romanischen Kunst präsenten religiösen Motiven griff die Gotik auch weltliche Themen wie Feste oder die Jagd auf. Die gotischen Kirchen zeichnen sich durch filigrane Verzierungen und hohe Türme aus. Die Fassaden und Portale dieser Kirchen sind oft mit Skulpturen versehen. Ein weiteres charakteristisches Merkmal der gotischen Architektur ist die Ersetzung des romanischen Rundbogens durch den Spitzbogen.

Die Malerei im Mittelalter: eine Verbindung zur Göttlichkeit

Die mittelalterliche Malerei war mehr als nur Kunst - sie war für die Gesellschaft eine spirituelle Reise zu Gott. Mit dem Aufkommen des Christentums erhielt die Kunst im Mittelalter einen neuen Fokus: die Verehrung Gottes und der Heiligen. In der Romanik schmückten Fresken die Wände von Kirchen und Kathedralen. Die Göttlichkeit wurde oft vor einem Hintergrund aus purem Gold dargestellt, was dem Heiligen eine besondere Aura verlieh. Die Malerei spielte eine entscheidende Rolle in der Verbreitung des christlichen Glaubens und der Bildung der Gläubigen. Trotz ihrer oft symbolischen Darstellungen und stilisierten Figuren legte die mittelalterliche Malerei den Grundstein für die weitere Entwicklung der europäischen Kunst in späteren Jahrhunderten.

Mittelalterlicher Skulpturen: Meisterwerke der Präzision

Die Skulpturen des Mittelalters bieten einen Einblick in eine Zeit, in der Glaube, Kreativität und handwerkliche Meisterschaft verschmolzen und zeitlos atemberaubende Werke schufen. Mittelalterliche Skulpturen sind für ihre Detailgenauigkeit und ihren Realismus bekannt. Sie waren oft lebensgroß, folgten ebenfalls dem Thema der biblischen Figuren und schmückten Kirchen und Kathedralen. Mehr als die Hälfte der Skulpturen aus dem Mittelalter wurden jedoch aus Holz gefertigt, um Altäre und religiöse Schreine zu schaffen. Aber auch Steinskulpturen, oft poliert und gelegentlich mit Farbe und Vergoldung veredelt, faszinieren durch ihre besondere Eleganz und Pracht.

Ein herausragendes Beispiel für mittelalterliche Skulpturen sind die Skulpturen des Petersportals am Außenbau des Kölner Doms. Zu den eindrucksvollsten Werken des Spätmittelalters gehören jedoch Schnitzereien aus Alabaster. Dieses zunächst weiche Material ermöglichte eine erstaunliche Detailtreue in der Schnitzarbeit.

Die verschlüsselte Sprache der Kunst im Mittelalter

Die Mittelalter Kunst war reich an Symbolik und Ikonographie, eine geheime Sprache mit tiefgehender Bedeutung. Jedes Element eines Kunstwerks trug eine tiefere, verborgene Botschaft, die für Laien schwer zu entschlüsseln sind.

Beispielsweise symbolisierte die Taube den Heiligen Geist, der Löwe stand für Christi und das Lamm für Unschuld und Reinheit. Die Verwendung von Symbolen ermöglichte es den Künstlern und Künstlerinnen, komplexe theologische Konzepte auf einfache und verständliche Weise darzustellen. Sie vermittelten nicht nur Bibelgeschichten, sondern auch gesellschaftliche Werte. So wurde Kunst zur Brücke zwischen der irdischen Welt und dem Himmlischen. Die Betrachter und Betrachterinnen wurden ermutigt, die verborgenen Bedeutungen zu enthüllen und dadurch ihre eigene spirituelle Reise zu vertiefen.

Künstlerische Anonymität

Die meisten mittelalterlichen Künstlerinnen und Künstler sind heutzutage jedoch unbekannt und bleiben anonym. Da die Kunst auf Anfrage der Kirche angefertigt wurde, war die individuelle künstlerische Identität anders als heute, unbedeutend. Beispielsweise waren viele Mönche nicht nur fromme Diener Gottes, sondern talentierte Künstler, die ihre Fertigkeiten einsetzten, um die Botschaft des Glaubens zu verbreiten. In Form von Buchmalerei schufen sie prächtige, hingeschriebene Manuskripte, welche sie mit Illustrationen kunstvoll verzierten. Sie arbeiteten gemeinsam in Werkstätten und waren Teil eines größeren kreativen Prozesses.