Geschichte der Landschaftsmalerei: Natur und Architektur im Fokus

Geschichte der Landschaftsmalerei: Natur und Architektur im Fokus

25.01.24
ars mundi

Die Landschaftsmalerei beschäftigt sich mit Szenen aus der Natur und urbanen Räumen. Im Gegensatz zu vielen anderen Bildthemen spielen hier Menschen keine oder bestenfalls eine sehr untergeordnete Rolle. Seit vielen Jahrhunderten gehört die Landschaftsmalerei zu den populären Genres. Trotz vieler stilistischer Veränderungen und neuer Trends in der bildenden Kunst konnte sie sich bis heute behaupten.

In der Kunstgeschichte zählt die Landschaftsmalerei zu den noch vergleichsweise jungen Genres. Lange Zeit dienten die Landschaften in erster Linie als Hintergrund für Personen und ihre Handlungen. Erst ab etwa dem 17. Jahrhundert kann von einer Entwicklung zu einem eigenständigen Sujet gesprochen werden. Seitdem haben sich verschiedene Schwerpunkte bei den Bildthemen entwickelt: Zu den beliebten Motiven zählen natürliche Landschaften wie Berge, Wälder oder Felder, aber auch künstlich angelegte Parkanlagen oder Gärten. Ebenfalls unter das Genre fallen Seestücke wie etwa Impressionen vom Meer, Strand, Häfen oder Seen. Auch von Menschen geschaffene Kulturlandschaften gehören dazu. Dies können entweder ganze Städte oder Dörfer sein, aber auch einzelne Bauwerke wie Kirchen, Häuser oder auch Fabriken.

Entwicklung der Landschaftsmalerei: Ursprünge liegen in der Antike

Die Geschichte der Landschaftsmalerei in Europa beginnt in der Antike. Aus dem Römischen Reich und Griechenland jener Epoche sind Wandmalereien bekannt, in denen Flora und Fauna sowie Topografien dargestellt sind. Allerdings war die antike Landschaftsmalerei noch weit von den uns bekannten Landschaftsgemälden entfernt. Häufig deuteten sie die Natur nur an, waren stark stilisiert und wenig detailreich. Bei dieser Form der Darstellung sollte es auch noch viele Jahrhunderte bleiben.

Erst mit dem Beginn der Renaissance begannen die Künstlerinnen und Künstler, realistische Abbildungen der Natur in ihre Werke einzubeziehen. Im Wesentlichen beschränkten sie die Rolle der Landschaften aber weiterhin darauf, als Hintergrund für Szenen mit Personen zu dienen. Einige wenige Malerinnen und Maler wagten es aber bereits in dieser Phase, die Natur in den Mittelpunkt zu rücken und Bilder ganz ohne Menschen zu malen. So schuf Albrecht Altdorfer ca. 1522 das Gemälde "Donaulandschaft mit Schloss Wörth", und auch Albrecht Dürer malte etwa um das Jahr 1500 eine Serie von Aquarellen mit Motiven aus Nürnberg. Diese Werke sollten allerdings vorerst die Ausnahme bleiben.

Die Entwicklung der Landschaftsmalerei zum selbständigen Sujet verlief sehr langsam und es dauerte bis zum 17. Jahrhundert, bis sie sich durchsetzen konnte.


Ab dem 17. Jahrhundert etablierte sich die Landschaft als eigenständiges Bildthema

Die Kunst der Landschaftsmalerei machte ab dem 17. Jahrhundert bedeutende Fortschritte hin zum selbstständigen Genre. Insbesondere in den Niederlanden gewann sie in dieser Phase unter den Kunstschaffenden und auch beim Publikum an Popularität. Viele auch heute noch bekannte Maler wie Peter Paul Rubens oder Rembrandt van Rijn begannen, sich der Landschaftsmalerei zu widmen.

Die Landschaftsmalerei im 18. Jahrhundert setzte ihren Siegeszug in ganz Europa weiter fort. Den idealen Nährboden für alle Formen der Landschaftsdarstellungen bot die Epoche der Romantik. Ihre Anhängerinnen und Anhänger sahen in der Natur einen Spiegel menschlicher Emotionen und die Quelle von Leidenschaft. Diese Philosophie griffen auch einige Malerinnen und Maler auf. William Turner, John Constable oder Caspar David Friedrich schufen schwelgerische und opulente Szenen, in denen der Natur wesentlich mehr Bedeutung und Symbolkraft beigemessen wurde als den Menschen.

Auch wenn die Bildkompositionen nicht selten frei der Fantasie der Kunstschaffenden entsprungen waren, bemühten sich die Künstlerinnen und Künstler um eine möglichst realistische Darstellung ihrer Bildobjekte. Dies sollte sich mit dem Impressionismus im 19. Jahrhundert deutlich ändern. Die Malerinnen und Maler der impressionistischen Bilder strebten nicht mehr nach einer möglichst naturgetreuen Abbildung ihrer Umwelt. Vielmehr setzten sie sich zum Ziel, ihre subjektiven Eindrücke von der Atmosphäre eines einzigen Moments in ihren Werken wiederzugeben.

Mit dem Impressionismus wurde auch eine neue Malweise immer populärer: die Freilichtmalerei. Um ihre Wahrnehmung möglichst unverfälscht und direkt auf die Leinwand übertragen zu können, gingen die Kunstschaffenden mit Staffelei und Farben in die Natur und arbeiteten unter freiem Himmel.

Die Geschichte der Landschaftsmalerei im 20. Jahrhundert

Auch im 20. Jahrhundert blieb das Interesse an der Landschaftsmalerei hoch. An der Jahrhundertwende widmeten sich viele Expressionistinnen und Expressionisten, wie Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner, Gabriele Münter oder Paula Modersohn-Becker diesem Genre. In ihrer Bildsprache entfernten sie sich noch weiter von einer realistischen Darstellungsweise. Die Expressionistinnen und Expressionisten eiferten nicht mehr der Natur nach, sondern wollten ihrer Gefühlswelt Ausdruck verleihen. Dafür arbeiteten sie mit kräftigen, in großen Flächen aufgetragenen Farben und stark stilisierten Bildobjekten mit wenigen Details.

Auch unter den Surrealistinnen und Surrealisten ab den 1920er-Jahren waren Landschaften beliebt. Ihnen ging es ebenfalls nicht um eine Abbildung der Natur. Sie malten vielmehr fiktive Szenen mit fantastischen und traumähnlichen Bildkompositionen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Landschaftsmalerei im 20. Jahrhundert allerdings kurzfristig etwas an Bedeutung. In dieser Phase gewannen Malstile an Popularität, in denen konkrete Bildgegenstände keine Rolle mehr spielten. Dazu zählten etwa der Abstrakte Expressionismus, das Informell oder das Action Painting. Auch in der Pop-Art waren Landschaftsdarstellungen eher selten. Hier standen vornehmlich Alltagsgegenstände, Comics und prominente Persönlichkeiten im Fokus. Dennoch gab es einige Künstlerinnen und Künstler wie Alex Katz oder David Hockney, die weiterhin auch Szenen aus der Natur malten.

Die Landschaftsmalerei gehört heute wieder zum festen Repertoire vieler Kunstschaffenden. Zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler nutzen die volle Bandbreite der Stile und präsentieren sehr zeitgemäße Interpretationen dieses traditionsreichen Genres.

Berühmte Gemälde aus der Geschichte der Landschaftsmalerei

Die große Bedeutung, die die Landschaftsmalerei in der Geschichte hat, lässt sich leicht daran ablesen, dass eine Vielzahl an besonders beliebten, bekannten und nicht zuletzt auch teuren Werken zu diesem Genre gehören.

Bereits aus dem frühen 19. Jahrhundert stammen einige "Klassiker" der Landschaftsmalerei. Mit "Canal Grande" malte William Turner 1835 eine imposante Impression von Venedig. Caspar David Friedrichs "Der Wanderer über dem Nebelmeer" steht bis heute sinnbildlich für die Malerei der Romantik und Hokusai schuf mit "Die große Welle vor Kanagawa" eines der wohl am häufigsten reproduzierten Werke aller Zeiten.

Besonders viele heute weltberühmte Landschaftsgemälde gehen auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurück: So gab Claude Monets "Impression, Sonnenaufgang" einer ganzen Epoche seinen Namen, weit über 100 Millionen US-Dollar wurden jeweils für Paul Cézannes "Montagne Sainte-Victoire", Gustav Klimts "Birkenwald" und Claude Monets "Les Meules" gezahlt und Vincent van Gogh schuf sein Meisterwerk "Sternennacht über der Rhône". Nicht weniger berühmt sind Claude Monets "Japanische Brücke" sowie seine zahlreichen Seerosen.

Viele weitere bekannte Landschaftsgemälde stammen aus der Klassischen Moderne, zum Beispiel Emil Noldes stimmungsvolle Seestücke, Max Pechsteins Hafenansichten, Edvard Munchs Winterlandschaften oder Ernst Ludwig Kirchners Impressionen aus den Schweizer Alpen. Aber auch im 20. Jahrhundert befassten sich berühmte Künstlerinnen und Künstler mit der Landschaftsmalerei, zum Beispiel Gerhard Richter, Georg Baselitz oder Salvador Dalí.