Caspar David Friedrich: Ein großer Romantiker mit Pinsel und Leinwand

Caspar David Friedrich: Ein großer Romantiker mit Pinsel und Leinwand

08.12.22
ars mundi

"Zwei Männer in Betrachtung des Mondes", "Der Wanderer über dem Nebelmeer" oder "Kreidefelsen auf Rügen": Diese und viele weitere Werke von Caspar David Friedrich (1774 – 1840) zählen heute zu den großen Klassikern der Kunstgeschichte. Seine Werke sind nicht nur zu einem Synonym für die romantische Malerei, sondern für die gesamte Romantik an sich geworden. Ihm gelang es wie kaum einem anderen, die Gefühlswelt dieser Epoche in eine Bildsprache zu übersetzen.

Seine Gemälde verstand er nicht als dekorative Naturdokumentationen, sondern er nutzte die Landschaften als Symbole, um verschiedene Themen seiner Zeit zu thematisieren: Religiosität, Spiritualität und Mystik ebenso wie Melancholie und Sehnsucht, aber auch historische Ereignisse und politische Verhältnisse. Dabei übernahm er nicht die Rolle des neutralen Chronisten, sondern scheute sich nicht davor, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. "Die einzig wahre Quelle der Kunst ist unser Herz", soll Friedrich einmal gesagt haben. Entsprechend emotional und stimmungsvoll fielen seine Gemälde aus.

Der Natur so nah wie möglich

In seiner Darstellungsweise versuchte Caspar David Friedrich der Natur so nah wie möglich zu kommen. Er besaß große zeichnerische Fähigkeiten und führte seine Bildgegenstände höchst detailliert und realistisch aus. Auch wenn er sich in seiner Malerei vor allem auf die Landschaften konzentrierte, fügte er in seine Gemälde immer wieder auch Menschen ein – wenn auch oftmals in Relation zur Natur recht klein oder nur am Rande. Auffallend häufig zeigte er dabei die Personen nicht frontal, sondern in einer Rückenansicht. Damit blickten die Charaktere im Bild in die gleiche Richtung auf die Natur wie die Betrachtenden.

Caspar David Friedrich: 'Der Mönch am Meer'

2024 jährt sich der Geburtstag von Caspar David Friedrich zum 250. Mal

Wer eine Caspar David Friedrich Ausstellung besuchen möchte, hat dazu in den Jahren 2023 und 2024 gleich mehrere Möglichkeiten. Anlässlich des großen Jubiläums zeigen verschiedene Museen umfangreiche Werkschauen des Romantik-Malers.

Caspar David Friedrich: Eine Karriere mit Höhen und Tiefen

Caspar David Friedrich wurde am 5. September 1774 in Greifswald geboren. Seine erste künstlerische Ausbildung erhielt er im Alter von 16 Jahren als Schüler des Zeichenlehrers Johann Gottfried Quistorp in seiner Geburtsstadt. 1794 ging er für sein Studium an die Kunstakademie in Kopenhagen und kehrte 1798 nach Deutschland zurück. Er ließ sich in Dresden nieder und schlug sich anfänglich mehr schlecht als recht als freischaffender Künstler durch. Ab und an konnte Friedrich ein Werk verkaufen, zudem gab er Zeichenunterricht und kolorierte Stiche, doch er war immer wieder auch noch auf die finanzielle Unterstützung durch seine Brüder angewiesen.

Die Lage begann sich für Friedrich zu ändern, als er 1805 den Weimarer Kunstfreunde-Preis gewann. Größere Bekanntheit erlangte er in der Folge mit seinem Werk "Der Mönch am Meer", das er 1810 ausstellte und das später der preußische König für seine Sammlung erwarb. 1816 erhielt Friedrich außerdem an der Dresdner Akademie eine außerordentliche Professur. Mit der ausklingenden Romantik schwand aber schließlich auch das öffentliche Interesse an seiner Arbeit.

Nach einem Schlaganfall konnte er kaum noch malen und kurz nach seinem Tod im Jahr 1840 gerieten er und sein Werk schon bald in Vergessenheit. Die angemessene Würdigung erfuhr seine Lebensleistung erst wieder ab Beginn des 20. Jahrhunderts. In der Rezeption der Moderne erhielt Caspar David Friedrich nun endgültig seinen verdienten Status als visionärer und mutiger Maler und Ikone der Romantik.

Friedrich schuf in seinen Gemälden Fantasieszenen statt Dokumentationen

Caspar David Friedrich hatte sich im Lauf seiner Karriere mehr und mehr von den traditionellen Vorgaben der Malerei gelöst. Vor allem lehnte er es ab, in seinen Gemälden die Wirklichkeit abzubilden. Seine Landschaften wirken zwar extrem perfekt und realistisch ausgearbeitet, doch tatsächlich zeigte er in seinen Gemälden nur selten die Welt, wie sie wirklich war. Vielmehr konstruiert er Bildwelten, die in dieser Form der Topografie oder Perspektive gar nicht existierten.

Seine Inspiration und seine Motive basieren aber durchaus auf realen Orten in Deutschland und Europa. So finden sich Motive aus der Sächsischen Schweiz, dem Harz und dem Riesengebirge ebenso wie aus Bayern oder von der Ostsee. Diese Versatzstücke führte er in seinen Gemälden zu neuen Fantasiewelten zusammen. Denn es ging ihm in seinen Bildern nicht um eine wahrhaftige Dokumentation der Welt, sondern um die Vermittlung einer tiefen Spiritualität und um die Erzeugung von Emotionen.

Caspar David Friedrich: Bild 'Der Morgen'

Der Romantiker provozierte mit seiner Malweise auch Kritik

Caspar David Friedrich machte in einem Großteil seiner Gemälde die majestätische Natur zum Medium für seine Botschaften. In seinen imposanten Landschaftsszenen brachte er symbolisch sehr persönliche Themen wie Melancholie, Sehnsucht, Einsamkeit, Tod und Liebe zum Ausdruck. Aber auch politische und gesellschaftliche Inhalte verarbeitete er – wenn auch oftmals sehr subtil – in seinen Werken.

Letztlich brach Friedrich alles auf das Verhältnis von Mensch und Natur herunter. Aus heutiger Sicht mag man daran kaum etwas Anstößiges finden, doch zu seinen Lebzeiten gab er damit dem (Kunst-)Establishment aus mehreren Gründen Anlass zur Kritik. So begann Friedrich auf der Leinwand die Natur mit religiösen Inhalten zu kombinieren. Dies stellte im 18. Jahrhundert noch einen massiven Tabubruch dar, denn sakrale Darstellungen mussten zu dieser Zeit noch strikt von der Landschaftsmalerei getrennt werden. Dies lag nicht zuletzt daran, dass Landschaften als Genre im Ansehen weit hinter den religiösen Motiven standen.

Ein Paradebeispiel für Friedrichs Idee von der Malerei und den Skandal, den er damit auszulösen vermochte, ist "Das Kreuz im Gebirge" aus dem Jahr 1808. In Form eines Altarbildes zeigt dieses Gemälde eine Landschaft und darin einen Hügel mit dem gekreuzigten Jesus. Das Gemälde stieß bei seinen Zeitgenossen zum Teil auf heftige Ablehnung. So sei das Kruzifix im Verhältnis zur Umgebung viel zu klein gemalt und werde außerdem nur von schräg hinten gezeigt. Damit reduziere Friedrich den Gekreuzigten auf eine Staffage für die Landschaftsdarstellung.

Außerdem verletze er gleich mehrere Regeln der traditionellen Bildkomposition. So fehlten unter anderem die Zentralperspektive sowie die Raumtiefe und auch die Lichtführung sei nicht korrekt. Diese große Anzahl an geradezu revolutionären Neuerungen in der Malerei war für viele Kritiker seiner Zeit zu progressiv. Heute indes wird Caspar David Friedrichs Werk als bedeutender Beitrag zur Weiterentwicklung der Malerei anerkannt und auch 250 Jahre nach seiner Geburt sind seine Ausstellungen wahre Publikumsmagneten.

Caspar David Friedrich Ausstellungen 2023 und 2024

Im Jahr 2024 ist es genau 250 Jahre her, dass Caspar David Friedrich geboren wurde. Grund genug für verschiedene Kunsthäuser im deutschsprachigen Raum, eine Caspar David Friedrich Ausstellung auszurichten. Den Auftakt für die Jubiläumsfestivitäten bildet bereits ab April 2023 die Ausstellung "Caspar David Friedrich und die Vorboten der Romantik". Hierbei handelt es sich um eine Kooperation des "Museum Georg Schäfer" in Schweinfurt (2.4. – 2.7.2023) mit dem "Kunst Museum Winterthur" (26.8. – 19.11.2023).

Ebenfalls noch im Jahr 2023 startet die Kunsthalle Hamburg mit der Werkschau "Caspar David Friedrich. Kunst für eine neue Zeit", (15.12.2023 – 1.4.2024) mit über 100 seiner Gemälde und Zeichnungen. Im Jubiläumsjahr 2024 schließlich plant Friedrichs Geburtsstadt Greifswald ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm mit Ausstellungen, Konzerten, Filmen und Vorträgen.